PIHO HUPO – Foump (Buback/Indigo/Finetunes) VOE 31.01.2014

piho-hupo-coverPIHO HUPO ist eine in Hamburg angesiedelte Band. Sie besteht aus Rolf Pifnitzka, Jörg Hochapfel, Chad Popple und John Hughes. Die sich wiederum auf ein Saxophon, ein Piano, ein Schlagzeug und einen Bass verteilen.
PIHO HUPO ist eine Jazz Band.
Jazz wiederum ist – und hier dürfen eigentlich nur Pfeifenraucher und Dixieland Freunde widersprechen – aus der Anlage schallende, eingefrorene Zeit. Komisch verrenkte Zeitgenossen, auf der Stelle tretend, in einem ächzenden Spagat zwischen Tradition und dem oft recht angestrengt wirkenden Willen, irgendwie etwas Neues machen zu müssen. In Sachen Genre, und hier insbesondere freier und improvisierter Jazz, hat an der ein oder anderen Stelle in den letzten zehn Jahren fast so etwas eine Haltungs-Transformation stattgefunden. Es sind häufiger die anderen – Beatbastler, Elektroniker, Technoproduzenten, selbst Rockbands – die neue Impulse in die ehemals aufregendste Musik auf dem Planeten bringen.


Aber: PIHO HUPO sind eine Jazz Band und ihnen gelingt mit einer souveränen Selbstverständlichkeit das, was bei Anderen entweder in Vergessenheit dümpelt, oder aus einer schwachen Vorsicht sich nicht getraut wird. Um zu erfahren warum dem so ist, hilft ein Blick in das bisherige sonstige Schaffen der Mitglieder:

Jörg Hochapfel ist eigentlich überall dort zu finden, wo wahlweise interessante, gewagte, ambitionierte Musik gespielt wird und ein Klavier steht. Er hat unter anderem bei der bundesdeutschen Jazz-Koryphäe Dieter Glawischnig Jazzklavier studiert und spielt inzwischen weirdes Disco-Punk Gepolter im Duo HUNGER, experimentelle Chansons mit PRINCESSIN HANS, ranzigen Jazz mit dem CAPRI DI ROTE QUINTETT, sowie bei der Sun Ra Big Band ROCKET NO. 9 und dem ausgezeichneten ANDROMEDA MEGA EXPRESS ORCHESTRA.
Alleine die Namen der Bands sprechen wohl eine deutliche Sprache: Hier sitzt jemand auf dem Hocker der jeden Tellerrand umgehend ignoriert.

piho_hupo_robin_hinsch (9 von 23)Rolf Pifnitzka kommt von der Quer- und Blockflöte. Bis glücklicherweise 1980 das Saxophon landete. Nach relativ kurzer Strecke und Unterricht bei Helmut Müller und Professor Bernhard Konrad fand er ein vermeintliches Heim im Mainstream-Jazz. Dank Albert Ayler, Ornette Coleman und neuer zeitgenössischer Musik kam er von diesem handwarmen Weg ab und gründete mit Rolf Ernst und Matthias Zoeller das Hamburger Free Jazz Urgestein TISCH 5. Hierbei handelte es sich um eine der konstantesten und kompromisslosesten Ansagen betreffs freier Musik, die die Hansestadt für 25 Jahre(!) in ihren Mauern beherbergen durfte. Selbstredend ist das auch bei ihm nicht das einzige Projekt: Das Trio A.R.S., DEEP SPACE SIX und auch die Sun Ra Big Band ROCKET NO. 9 standen bzw. stehen in seinem Probenterminkalender.
Chad Popple spielt Schlagzeug, Vibraphon, Tabla und Mridangam. Er kommt aus Waukesha, Wisconsin, ist aber seit 1988 in Hamburg. Es gibt bei ihm einige Überschneidungen mit den Kollegen von PIHO HUPO: So teilt er sich die Bühne bei ROCKET NO.9, HOSHO (mit Jörg Hochapfel) und DEEP SPACE X. Weitere Konstellationen mit anderen Musikern sind LXMP, das GORGE TRIO und COLOSSAMITE.
John Huges steht in Sachen Vielseitigkeit den Kollegen in nichts nach. Er spielt Kontrabass beim HSW Trio, TRIPWIRE, MOBILE, OS BESOUROS und dem HALLO WERNER CLAN. On Top ist er mit Soloprojekten interdisziplinär mit Tänzern und Künstlern unterwegs. Ach ja, und das „Phenomorphonic Festival“ für experimental- akustische und elektronische Musik 2004 in der Hamburger Christuskirche, hat er auch kuratiert.
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(Fotos: Robin Hinsch)

Wir reden hier also über vier multiaktive Scheuklappenfeinde, die eine gemeinsame Schallplatte vorlegen, die sie “Foump“ getauft haben.
Die darauf versammelten neun Tunes bringen aktuellem, zeitgenössischem und freiem Jazz genau das, was die alte Hütte wieder zum glänzen bringt: Dynamik, Soul, Turbulenz, Rausch, offene Fragen und eine Herangehensweise die, die vermeintliche Existenz geheiligter alter Truhen bewusst außen vor lässt. Rausgezupft wurden sich hier lediglich Style, Haltung und eine Freigeistigkeit, die man vielen anderen gepflegt hinter die Löffel schreiben sollte. Es grüßt hoffnungsvoll: Ale Dumbsky

FOUMP
wurde produziert von Ted Gaier im Art Blakey Studio Hamburg. Mastering: Gavin Weiss
Cover und Gestaltung von Daniel Richter

https://www.facebook.com/PihoHupo